60. Jahrestag der Katastrophe von Vajont: der Aufruf des Präsidenten, „die Ungleichgewichte zu regeln“

Der Besuch des Staatspräsidenten Sergio Mattarella am 9. Oktober auf dem Friedhof der Opfer von Vajont in Fortogna (Longarone, BL) und im Gebiet des Staudamms (Erto Casso, PN) bildete den Höhepunkt des 60. Jahrestages der Katastrophe von Vajont, die von den Vereinten Nationen, wie der Staatspräsident selbst in Erinnerung rief, als eine der schwersten von Menschen verursachten Umweltkatastrophen der Geschichte bezeichnet wurde.

60. Jahrestag der Katastrophe von Vajont

Menschliche Verantwortung

Die Rede von Staatspräsident Mattarella, die auf die Vorträge des Präsidenten der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien, Massimiliano Fedriga, und des Präsidenten der Region Venetien, Luca Zaia, folgte, ist ein leuchtendes Vorbild für alle, die die Verantwortung für den Schutz einer Naturerbestätte tragen – umso mehr, wenn diese von der UNESCO als würdig für die Aufnahme in die Welterbeliste anerkannt wird. Wir halten es für wichtig, an dieser Stelle einige Passagen daraus wiederzugeben: „Die Tragödie, die sich hier abgespielt hat, trägt das Gewicht einer schweren menschlichen Verantwortung, von Entscheidungen, die von vorsichtigen Menschen schon vor der Katastrophe angeprangert wurden. Um einen Rahmen für die Sicherheit unserer Gemeinschaft zu schaffen, müssen wir die Lehren aus den Fakten ziehen und Fortschritte machen“, sagte der Präsident.

Der Mensch darf nicht zum Feind der Natur werden

Fortgesetzt wurde die Rede mit Überlegungen zur Rolle des Menschen im Verhältnis zur Natur und der Notwendigkeit, „Ungleichgewichte zu regeln“: „Die Interaktion des Menschen mit der Natur ist Teil der Evolution der Natur selbst. Denn der Mensch ist Teil der Natur und er darf nicht zu ihrem Feind werden.  Dabei gehts es nicht ausschließlich nur um ein Umweltproblem. Daran hat uns auch Papst Franziskus vor einigen Tagen in seiner jüngsten Ermahnung erinnert. Es geht vielmehr darum, auf die Ungleichgewichte, die die Menschheit und ihr Schicksal herausfordern, zu achten und sie mit Weitsicht zu regeln.“

Die Prozessakten bleiben in Belluno

Schließlich folgte ein Hinweis auf die Akten des Vajont-Prozesses, die nach dem Erdbeben von 2009 aus dem Staatsarchiv von L’Aquila in das Staatsarchiv von Belluno verlegt und am 18. Mai von der UNESCO in das internationale Register des Programms „Memory of the World aufgenommen wurden: „Ich halte es nicht nur für angebracht, sondern auch für richtig, dass die Unterlagen des Prozesses, der zu seiner Zeit die Verantwortung klärte, in diesem Gebiet verbleiben. Diese Unterlagen wurden notwendigerweise an den Orten des Strafverfahrens gesammelt, da sie zu diesem Zeitpunkt einen gerichtlichen Zweck hatten. So viele Jahren nach Prozessende dienen sie nun einem Gedenkzweck. Genau aus diesem Grund wurden sie von der UNESCO in ihr Weltdokumentenerbe aufgenommen. Und das, was zum Erbe gehört, muss in der Nähe des Ortes aufbewahrt werden, an dem sich die Tragödie abgespielt hat. Um die Opfer von Vajont zu ehren und die Ermahnung lebendig zu erhalten, um neue Tragödien zu vermeiden.“