Above the tree line… Moreness – A monograph on the state of being more

Above the tree line
Moreness – A monograph on the state of being more
von Anna Quinz

franzLAB ist die Südtiroler Kommunikationsagentur und Verlagshaus, das ich vor 10 Jahren gemeinsam mit Kunigunde Weissenegger gegründet habe. Die Philosophie, die seit jeher hinter unseren Studien und unseren Geschichten steht, ist vom Motto «more than apples and cows» geprägt: Eine Art und Weise, das Berggebiet zu beschreiben und erzählen, aber auch eine Lebensart, die Zugehörigkeit zu diesen Orten jenseits der Klischees, die oft die Vorstellungskraft prägen. Um diese Vision zu stärken und um unsere Vorstellung vom «Mehr» (more) zu untersuchen, auszudrücken, zu verstärken und zu konkretisieren, haben wir ein neues redaktionelles Projekt kreiert, eine Mischung aus Magazin und Buch, mit dem Titel «Moreness», was in einem verständlichen Englisch ausgedrückt so viel wie «the state of being more» bedeutet.

Moreness ist in Trilogien gegliedert und wir haben uns entschlossen, die ersten drei Bände jenem Thema zu widmen, das uns am meisten am Herzen liegt: den Dolomiten. Die erste Monografie (veröffentlicht Ende 2019) Above the tree line» ist unser – sicher nicht ganz zu Ende geführter – Versuch, die höchsten Punkte dieser Ökosysteme, über die Baumgrenze hinaus – zu erklimmen. Wir taten dies, indem wir die Nordwände hinaufgeklettert und dabei die «Kreuze» unserer Gedanken analysiert haben, durch die Erosion geprägte Schluchten und viele Fragezeichen überwunden und Pässe mit verschiedenen Ausrüstungen und allen uns zur Verfügung stehenden intellektuellen Instrumente entdeckt haben.

Beim bedächtigen und aufmerksamen Durchblättern und Lesen der Seiten – Eigenschaften, die für das Erwandern der Berge erforderlich sind -, fragt der Meeresbiologe Daniel Depellegrin nach den Wechselwirkungen zwischen den Dolomiten und dem Meer. Der Philosoph Paolo Costa denkt über die Verbindung zwischen den Bergen und der Zukunft nach. Maria Oberrauch analysiert den Rucksack als Symbol des Aufstiegs. Antonio De Rossi, Direktor des Instituts für Gebirgsarchitektur der Fachhochschule von Turin und Laura Mascino, Professorin für Stadtplanung an der Fachhochschule von Mailand, suchen während ihrer Aufstiege Biwaks und Schutzhütten auf, um deren Architektur zu beschreiben. Der Architekt Marco Ferrari wendet stattdessen seinen architektonischen Blick auf eine Neuinterpretation der Befestigungsanlagen des Ersten Weltkriegs. Verena Pliger präsentiert die Exzellenz der Südtiroler Bergindustrie. Claudio Larcher, Direktor von NABA Design, bietet einen enzyklopädischen Überblick über das «Höhen-Design». Kunigunde Weissenegger erkundet die Philosophie der «Bergküche» des Sternekochs Norbert Niederkofler und Maria Quinz sammelt Notizen zu den filmischen Interpretationen der Berge. Sigrid Hechensteiner und Barbara Baumgartner von der EURAC Research sprechen über den Status Quo der Forschung des Forschungsinstituts Bozen zum Thema Berge. Der Schöpfer der «Dolomiti Contemporanee», Gianluca D’Incà Levis, erklärt sein Regenerationsprojekt aus einer inneren Sicht. Der Kurator Andreas Hapkemyer untersucht die Beziehung zwischen Berggipfeln und zeitgenössischer Kunst. Schließlich erzähle ich vom Entstehen und Werden unserer Vorstellungen von den Bergen, zwischen Stereotyp und Realität.

Bilder der Fotografen und Künstler Leonhard Angerer, Daniela Brugger, Niccolò Biddau, Martin Kippenberger, Hubert Kostner, Philipp Messner, Walter Niedermayr, Marco Pietracupa, Mirko Piffer, Michael Pitts, Mario Tomé, Gustav Willeit begleiten die Texte und verleihen dem Werk Rhythmus und Fülle. Gestaltung wurde vom typeklang studio kuratiert. Schließlich zeigt eine Fotostory einige der Land-Art-Projekte, die von internationalen Künstlern innerhalb der SMACH-Plattform kreiert wurden.

Moreness – Above the Tree Line ist somit eine Abfolge von Beobachtungen und Überlegungen einer Gruppe mutiger Denker, die, jeder auf seine eigene Art, zwar keine Fahnen auf die Gipfel setzen, aber trotzdem versuchen, weiter nach oben zu steigen, zu erforschen und Fragen zu stellen. Ja, Fragen: für uns selbst, zu unseren Bergen, zu uns allen, die wir – zwischen Verzauberung und Ernüchterung – in den Bleichen Berge leben, sie besuchen und lieben. Legendäre Erscheinungen, die keineswegs starr und unbeweglich sind, und unsere Gegenwart – und vermutlich auch unsere Zukunft – auf vielfältige Weise beeinflussen können.