Auch Campill gehört jetzt zu den Bergsteigerdörfern

Am 5. August wird in Campill, einem kleinen Weiler der ladinischen Gemeinde St. Martin in Thurn (Alto Adige/Südtirol) ausgiebig gefeiert. An diesem Tag wird nämlich die Konvention zwischen dem Alpenverein und der Gemeindeverwaltung für die Aufnahme von Longiarù in den Kreis von den Bergsteigerdörfern unterschrieben.

In Italien gehören jetzt schon Matsch (Fraktion von Mals, Vinschgau) und die vor kurzem aufgenommenen bellunesischen Dorfgemeinschaften des Zoldotales, von Cibiana und Zoppè di Cadore dazu. Um in den Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen zu werden, müssen einige wichtige Kriterien erfüllt werden: die Dörfer müssen inmitten einer unberührten Naturlandschaft und weitab von störenden Auswirkungen durch menschliche Eingriffe liegen, sich durch ihren Einsatz für die Bewahrung der örtlichen Kultur- und Naturwerte auszeichnen und auf umweltkundiges und verantwortungsvolles Verhalten ihrer Gäste am Berg setzen.

Dazu ein Interview mit dem Bürgermeister von Sankt Martin in Thurn, Giorgio Costabiei:

“Campill ist ein intakter Weiler; hier gibt es keinen Durchfahrtsverkehr, weil die Talstraße hier endet, es gibt keine Aufstiegsanlagen, und auch der Massentourismus hat hier, im Gegensatz zu anderen Talgebieten, nicht Fuß gefasst, weshalb Ruhe und Gelassenheit herrschen. Aber nicht nur die Umwelt konnte erhalten werden, auch die ladinische Kultur wird hier noch von Generation zu Generation weitervererbt und gepflegt und ist ein Markenzeichen der Gemeinde St. Martin in Thurn. Unsere Gemeinde beherbergt auch das ladinische Museum Ciastel de Tor und das ladinische Kulturinstitut und ist deshalb auch der kulturelle Mittelpunkt des Tales.

Auch sehr viele alte Gebäude konnten erhalten werden. Heute gibt es hier noch 30 alte Wassermühlen, von denen einige sogar noch in Betrieb sind (Anm. d. Red.: am 5. August können sie im Rahmen der Feierlichkeiten besichtigt werden): Sie sind ein lebendiges Zeugnis aus alten Zeiten, als die Talbewohner noch ausschließlich von dem lebten, was der Boden hergab. Ein anderes Zeugnis aus alten Zeiten sind Les Viles, die Weiler, die am 5. August ein reichhaltiges kulinarisches Angebot und schöne Spaziergänge bieten werden.“

Glauben Sie, dass die Auszeichnung Ihrer Gemeinde auch dazu dienen könnte, sich von anderen touristischen Angeboten abzuheben?

“Je, dessen bin ich mir sicher. In der Arbeitsgruppe, die unseren Vorschlag begutachtete, wurde mit Erstaunen aufgenommen, dass es in einem Gebiet wie unserem Tal, das sich einem ganz bestimmten Typ des Tourismus verschrieben hat, noch eine Ortschaft wie Campill gibt.“

Die Aufnahme ist jedoch mit einem gewissen Aufwand in der Zukunft verbunden, der nicht geringfügig ist …

“Das stimmt, wir sind eine ernsthafte Verpflichtung eingegangen: die Konvention ist mit genauen Vorschriften verbunden, an die sich die Gemeindebehörden halten müssen; ich denke da unter anderen an die Ausstellung von Baugenehmigungen. Aber viele Gäste möchten hier ausruhen, sich erholen und die Schönheit der Natur genießen.“

Campill hat ungefähr 600 Einwohner, ein Drittel der gesamten Gemeinde. Wie haben die Einwohner die Nachricht aufgenommen? Unterstützen sie das Anliegen?

“Wir haben zwei Bürgerversammlungen veranstaltet, und ich kann guten Gewissens behaupten, dass die Bevölkerung die Initiative vorbehaltslos und uneingeschränkt unterstützt.“

Um es kurz zu sagen: Werte aus alten Zeiten und Zukunftsvisionen wurden hier miteinander in einer Initiative verschmolzen, auf die sich die Dorfgemeinschaft eingeschworen hat.