Auf dem Weg zum „smarten“ Berg

Von Online-Unterricht bis hin zum Smartworking haben viele während des COVID-19-Notstands eine neue Art des Lernens und Arbeitens entdeckt, die zu einer zukünftigen Ressource für die Land- und Bergbevölkerung werden könnte. In der Tat ist es unumgänglich, digitale Infrastrukturen aufzubauen und zu nutzen, um in den Bergen zu leben und die durch diese gebotene Lebensqualität mit der Notwendigkeit zu vereinen, der eigenen Tätigkeit nachzugehen.

Leben in den Bergen im digitalen Zeitalter

„Verbunden sein“ ist eine der Prioritäten der globalen Führungsstrategie, die sich die Stiftung Dolomiten UNESCO zu eigen gemacht hat. Dies betrifft vordergründig die ökologisch-funktionellen Verbindungen zwischen den Gebieten, aber auch die verwaltungstechnischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verbindungen. Alle gemeinsam gehören zu den Zielsetzungen, welche die tägliche Arbeit des Netzwerks der Stiftung bestimmen. „Verbunden sein“ ist enorm wichtig, um die Fragilität eines fragmentierten Territoriums in Stärke, sowie Trennendes in Vereinendes umzuwandeln. Manchmal reicht es aus, unsere Sichtweise zu ändern: Die Berge selbst können die Täler trennen oder vereinen, je nachdem, mit welchem Ansatz man sie betrachtet. Die Berglandschaft ist unter diesem Gesichtspunkt bereits ein Netzwerkmodell, und die Bergbevölkerung hat immer schon spontan „smarte“ Ansätze angewendet: Mit großem praktischem Sinn wurden beispielsweise gemeinsame Maßnahmen zum Schutz und zur kollektiven Bewirtschaftung der Umweltgüter geplant und verwirklicht. Heute ist die Schaffung von „intelligenten Dörfern“ (smart villages), in denen unverzichtbare Dienstleistungen für ein attraktives Leben in den Bergen gewährleistet sind, eine zwingende Notwendigkeit. Zu ihrer Verwirklichung können auch europäische Finanzierungen, wie jene des „EU-Aktionsplans für intelligente Dörfer“ beitragen, und dieses Ziel setzt sich auch die Strategie für den Binnenbereich.

EUSALP nimmt die Herausforderung an

EUSALP ist die europäische Strategie für den Alpenraum, an der 7 Länder, 48 autonome Regionen und Provinzen sowie 80 Millionen Menschen beteiligt sind. EUSALP wurde entwickelt, um auf die wichtigen Herausforderungen im Alpenraum zu reagieren. Hierzu wurde eine strategische Agenda zur Verbesserung der Zusammenarbeit in den Alpenstaaten und Förderung eines innovativen und nachhaltigen Modells der alpinen Entwicklung ausgearbeitet. Zu den zahlreichen Zielen gehören auch die Förderung der Konnektivität und der Zugang zu Diensten von allgemeinem Interesse in den Berggebieten. „Es ist allen klar, dass der Einsatz digitaler Technologien in dieser Krisenzeit zugenommen hat“, heißt es auf der EUSALP-Website. „Gleichzeitig ist jedoch die strukturelle Unterstützung einer gemeinsamen Politik zur Entwicklung von Technologien überall in den Alpen erforderlich, die auf europäischer Ebene koordiniert wird. Die Digitalisierung betrifft nicht nur die Infrastrukturen, sondern auch den Einsatz dieser Technologien und digitale Kompetenzen.“ Während dieser Zeit haben viele von zu Hause gearbeitet oder den Schulunterricht mitverfolgt, die öffentliche Verwaltung musste fast ausschließlich digital mit den Bürgern kommunizieren. Die Auswirkungen dieses kulturellen Wandels werden langfristig sein: „Während wir uns bemühen, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren, müssten wir auch bedenken, dass uns einige dieser Transformationen für die Zukunft erhalten bleiben.“ Deshalb geht ein Appell an die Behörden, einschließlich jener im Dolomiten-Archipel, in dem es genauso wie in allen anderen Alpengebieten um das Abwehren der Entvölkerung geht: Die Schaffung digitaler Infrastrukturen, auch in den abgelegensten Berggebieten, muss eine Priorität sein. Die Aktionsgruppe Nr. 5 der EUSALP hat gemeinsame Strategien formuliert und Musterbeispiele intelligenter Dörfer hervorgehoben, die hilfreich sein können, um sicherzustellen, dass alle Alpengebiete das Ziel der vollständigen Anbindung und der erforderlichen Fähigkeiten umsetzen, um der Abwanderung effizient entgegenzuwirken.ù

Ph. EUSALP