Der Campanile di Val Montanaia – 17. September 1902

Der Campanile di Val Montanaia, eine Felsnadel der Dolomiten von außergewöhnlicher Schönheit, ragt einsam 200 m in den Himmel empor und ist deshalb im gesamten alpinen Raum einzigartig. In dem kleinen, wie ein wertvolles Juwel von den Spalti di Toro und den Monfalconi geschütztem Montanaia-Tal ist der Campanile di Val Montanaia das Symbol der Dolomiten des Oltrepiave. Erleben Sie gemeinsam mit uns seine Erstbesteigung.

Die Erstbesteigung, eine Legende zwischen Weitherzigkeit und Schläue

Der Campanile di Val Montanaia, eine Felsnadel der Dolomiten von außergewöhnlicher Schönheit, ragt einsam 200 m in den Himmel empor und sucht deshalb im gesamten alpinen Raum seinesgleichen. Aufgrund seiner Form und seines unvergleichlichen Profils scheut der Campanile keinen Vergleich mit irgendeinem anderen Berg. In dem kleinen, wie ein wertvolles Juwel von den Spalti di Toro und den Monfalconi geschütztem Montanaia-Tal ist er das Symbol der Dolomiten des Oltrepiave. Diese geologische Kuriosität ist bei Bergsteigern aus aller Welt so beliebt, dass diese von überall herbeiströmen, um den Berg zu bewundern und sich mit ihm zu messen. Die meisten von ihnen wählen für den Aufstieg zum Gipfel die zentrale Kletterroute der Südwand. Diese Route gehört heute zu den klassischen Kletterrouten der Dolomiten und wurde auf ihrer gesamten Länge zum ersten Mal am 17. September 1902 von den zwei Österreichern Victor Wolf von Glanvell und Karl Günter Freiherr von Saar erschlossen. Die Ehre der Erstbesteigung gebührt jedoch eigentlich zwei anderen erfahrenen Bergsteigern aus Triest, Napoleon Cozzi und Alberto Zanutti. Am 7. September 1902 versuchten sie zweimal, einen Weg über das Ringband zu finden, mussten die Besteigung aber abbrechen, da sie nicht in der Lage waren, diesen letzten, entscheidenden Übergang zu finden. Nachdem sie an der höchsten erreichten Stelle ein Steinmännchen erbaut und das Datum ihres Unternehmens in den Stein gehauen hatten, kehrten sie ins Tal zurück. Ein paar Tage später unternahmen von Glanvell und von Saar eine Wanderung in der Umgebung, sahen auch das von den Italienern hinterlassene Zeichen und überlegten sich, wie sie den Berg bezwingen könnten. Zurück in Cimolais, trafen sie die Italiener in der Herberge „Alla Rosa“ an. Vielleicht waren es der friulanische Wein, vielleicht die Euphorie oder die Bergkameradschaft, Tatsache ist, dass die Österreicher den Italienern die Geheimnisse der Südwand anvertrauten und ihnen so ungewollt einen Vorsprung einräumten. Beim zweiten Aufstiegsversuch erreichten die beiden Österreicher das Steinmännchen und hatten dann die Intuition, den Quergang auf der Westseite zu begehen. Nach einem schwierigen Aufstieg erreichten sie den Ringgang und gelangten von dort aus schnell auf den Gipfel.

campanile Val Montanaia

“Audentis resonant per me loca muta triumpho”

Diese Worte sind in der Gipfelglocke eingraviert, die am 19. September 1926 von 22 Bergsteigern aus dem Veneto auf den Gipfel gebracht wurde, auf dass die Klänge der Glocke jedes Mal im Tal gehört werden können, wenn ein weiterer Wagemutiger den Gipfel erreicht hat. 1982 wurde die ursprüngliche Glocke durch Blitzschlag beschädigt; die Mitglieder des CAI, Sektion Pordenone, ersetzten die Glocke mit einer originalgetreuen Kopie und sind stolz darauf, das Original in den Räumen ihres Vereinssitzes aufzubewahren.

Der Schutz des Territoriums und das UNESCO-Naturerbe

In diesem dünnbesiedelten Gebiet ist die Anwesenheit des Menschen noch am ehesten nachhaltig. Hier dominieren uneingeschränkt großartige Landschaften. Im Jahr 1966 hat die Region Friaul-Julisch Venetien den

Regionalen Naturpark der friulanischen Dolomiten eingerichtet, um die lokalen Besonderheiten zu bewahren und deren Ressourcen durch die Förderung des Naturverständnisses zu erhalten. Seit 2009 ist der Naturpark Teil des UNESCO-Weltnaturerbes der Dolomiten. Der Alpenverein CAI der Region Friaul-Julisch Venetien ist Fördermitglied der Stiftung und arbeitet zusammen mit seinen Sektionen für die Erhaltung der noch unberührten Wildernessgebiete wie dem Naturpark, dessen Zentrum und Symbol der Campanile di Val Montanaia ist.

Roberto Bianchini – Herausgeber von Il Notiziario – CAI, Sektion Pordenone

Per la foto di copertina uno scatto di Cri Pell