Die Dolomiten als „fragile Zeitgenossen“ beim Trento Film Festival

Das Sturmtief Vaia hat die Zerbrechlichkeit der Dolomiten besonders deutlich vor Augen geführt. Das Bewusstsein für ihre Fragilität muss demnach jede gegenwärtige und zukünftige Entscheidung mitbestimmen. Beim Trento Film Festival vom kommenden 27. April bis 5. Mai werden wir gemeinsam darüber sprechen.

Zehnjähriges Jubiläum: der perfekte Anlass

Der zehnte Jahrestag der Eintragung der Dolomiten in die Liste der UNESCO-Welterbestätten bietet eine gute Gelegenheit, um innezuhalten, nachzudenken und mit neuen Ideen in die Zukunft zu starten. Die Zusammenarbeit mit dem wichtigsten italienischen Festival, das der Kino- und Bergkultur gewidmet ist, wird dafür noch enger. Alle von der Stiftung Dolomiten UNESCO im Rahmen des Filmzyklus geförderten Initiativen konzentrieren sich auf das Thema „Fragilität“.

Fragil – also zerbrechlich?

Die Dolomiten im heutigen Erscheinungsbild sind das Ergebnis einer über Jahrtausende währenden Erosion. Sie wurden von der Zeit gemeißelt und unterliegen auch in Zukunft ihren Einflüssen. Die Präsenz des Menschen in den Dolomiten ist genauso fragil und nur dann gesichert, wenn er sich korrekt um sie kümmern will und kann. Auf dieser Gratwanderung der Verantwortung und des gesunden Hausverstandes, der durch den Klimawandel zunehmend ausgesetzter wird, bewegt sich das Leben in den Dolomitentäler. Ein Leben, das ständig neu überdacht werden muss. Der Philosoph Vito Mancuso, Autor des Buches „La via della bellezza“ (Auf dem Weg zur Schönheit – Garzanti), wird uns am 28. April um 21.00 Uhr wichtige Denkanstöße hierzu liefern. „… Schönheit zu suchen und zu bewahren, ist ein privilegierter Weg, jene Aufgabe zu erfüllen, die uns im Leben zugeteilt wurde.“ Was bedeutet es, ein Gut in Verwahrung zu haben, das der gesamten Menschheit gehört? Sicher nicht, es im materiellen Sinne zu „besitzen“. Der Besitz ist vielmehr geistiger Art. Als Welterbe muss es verinnerlicht, ständig neu interpretiert und bewusst mit seiner einzigartigen Schönheit, aber auch Zerbrechlichkeit erfahren werden. Die Debatte wird durch die Anwesenheit der an der Schule für Holztechnik von Tesero (TN) studierenden Jugendlichen und ihrem Video „Vaia, the change is here“ bereichert.

Am Vortag wird der Künstler Marco Nones das Festival mit einer originellen Darbietung mit dem Titel „Indifference“ eröffnen: Ab 11.30 Uhr wird er auf dem Domplatz in Trient Hirne aus Eis „schnitzen“, die sich in wenigen Stunden in Wasser auflösen. Ein expliziter Hinweis auf die durch den Klimawandel verursachte Fragilität.

Sehenswert

Die Stiftung Dolomiten UNESCO hat mit Unterstützung des künstlerischen Leiters des Trento Film Festival eine Reihe von Dokumentationen ausgewählt, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Bäumen beschäftigen. Die emotionale Wirkung der Bilder, die seit dem 29. Oktober in den Medien verbreitet werden, hat zu einer tiefgreifenden Überdenkung des Urverhältnisses zwischen Mensch und Wäldern geführt. Diesen Überlegungen ist die Auswahl mit dem Titel „Amici fragili“ (Fragile Zeitgenossen) gewidmet: fünf Filme, die seit Ende des Sommers 2018 bis Anfang 2019 erschienen sind und mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Empfindsamkeit neue Horizonte hinsichtlich einer Beziehung eröffnen, die sich nicht in der üblichen Anschauung von Kontemplation oder Ausbeutung erschöpft.

Während des Filmfestivals in Trento wird der Blick auch auf die Gipfel gerichtet, um sich erneut von der herrlichen Dolomitenlandschaft mitreißen zu lassen. Diesen Zweck verfolgt die Fotoausstellung von Alessandro Gruzza „La voce delle Dolomiti“ (Die Stimme der Dolomiten), die im Palazzo delle Albere besichtigt werden kann.

Der Sonderpreis

Zum dritten Mal in Folge beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen dem Trento Film Festival und der Stiftung Dolomiten UNESCO auch einen Sonderpreis, der für ein Werk verliehen wird, in dem jene Werte künstlerisch erfasst und zum Ausdruck gebracht werden, welche die Dolomiten zum Weltnaturerbe gemacht haben.