Dolomiten, Europa

Es gibt zahlreiche Austauschmöglichkeiten zwischen UNESCO-Welterbestätten auf europäischer und internationaler Ebene. Das Welterbe der Dolomiten und diejenigen, die sich für ihre Förderung und ihren Schutz einsetzen, können und müssen den Erfahrungen der anderen Welterbeverwalter Rechnung tragen, sind aber gleichzeitig oft schon in der Lage, das während des zehnjährigen Naturerbemanagements erworbene Fachwissen an andere UNESCO-Stätten weiterzugeben. Dies belegen die jüngsten Erfahrungen in der Schweiz und in Deutschland, sowie der Besuch der französischen Delegation der Chaîne des Puys in Cortina.

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Schweizer Alpen: Partizipation als Teil der Strategie

„Mit vereinten Kräften, um das Welterbe nachhaltig zu schützen und zu leben“: Mit diesem Ziel hat die von der Abteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung der Autonomen Provinz Bozen gegründete Arbeitsgruppe, gemeinsam mit dem IDM Südtirol, die Vertreter der im UNESCO-Weltnaturerbe tätigen Südtiroler Tourismusverbände eingeladen, an einer Studienreise in die Schweizer Alpen «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch» teilzunehmen. Mit von der Partie waren die Vertreter des IDM, der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung, der Stiftung Dolomiten UNESCO, verschiedene Techniker und Vertreter der Gemeinden, Hoteliers, sowie Präsidenten und Direktoren der Tourismusverbände des gesamten Südtiroler Dolomitengebiets. Von ihrer Reise konnten die Teilnehmer einige ebenso interessante wie wichtige Aspekte ableiten: In den Schweizer Alpen «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch» haben die verschiedenen Akteure eine Verbindung zwischen Erhaltung des Welterbes und nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung hergestellt und Angebote ausgearbeitet, die für die Touristen attraktiv sind, sie aber gleichzeitig auch sensibilisieren sollen. Ebenso sollen das Identitätsgefühl und Verantwortungsbewusstsein der Bewohner gesteigert werden, indem sie beispielsweise zu Botschaftern des Welterbes ernannt werden.

„Es ist äußerst wichtig, möglichst viele Menschen einzubeziehen, die im Welterbe leben, arbeiten oder ihren Urlaub dort verbringen. Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln und nachhaltige Projekte entwickeln, können wir dieses große Vermögen immer wieder aufs Neue beleben. Wir konzentrieren uns auf Nachhaltigkeit, weil das Weltnaturerbe für unser Gebiet nicht nur eine Ehre, sondern auch eine große Verantwortung ist“, bekräftigt Wolfgang Töchterle, Leiter der Marketingabteilung von IDM. Der gleichen Meinung ist auch Frank Weber, Direktor der Abteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung: „In den Schweizer Alpen «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch» war das Problem der kollektiven Beteiligung klar erkennbar. Nur wenn wir zusammenarbeiten und uns ein gemeinsames Ziel setzen, können wir unser Territorium optimal nutzen.“

In Deutschland werden Schlüsselfragen beantwortet

Eine weitere Konfrontationsmöglichkeit zwischen den UNESCO-Stätten war die von der Deutschen UNESCO-Kommission für den 4. und 5. November in Brühl zum Thema «Welterbe und Nachhaltigkeit» anberaumte Konferenz. Rund 70 Vertreter von UNESCO-Stätten aus Deutschland und Österreich – nicht nur vom Welterbe selbst, sondern auch vom Programm Man and the Biosphere, vom immateriellen Kulturerbe sowie einer Schule des mit der UNESCO verbundenen Schulennetzwerks (UNESCO Associated Schools Netzwerk-ASPnet) nahmen an der Veranstaltung teil. Die drei Studienrunden betrafen die soziale Nachhaltigkeit im Welterbe (somit Themen wie die aktive Teilnahme, Inklusion, die Beziehung zwischen Wohnen, Leben, Arbeiten und Tourismus), die ökologische Nachhaltigkeit (auch in Bezug auf Klimawandel und Sensibilisierung der öffentlichen Meinung) und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit (oder das heikle Verhältnis zwischen lokaler Entwicklung und Abschwächung der negativen Auswirkungen des Tourismus). Bezüglich des letzten Arguments hat die Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO, Marcella Morandini, einen Bericht über die Dolomiten vorgelegt und die Verwaltungsstrategie und die laufenden innovativen Projekte in der extrem komplexen und vielseitigen Stätte der Dolomiten erläutert.

Aus Frankreich, um das Modell der Dolomiten zu studieren

Am 23. und 24. Oktober, schließlich, war es die Stiftung Dolomiten UNESCO, welche die Vertreter der französischen Weltnaturerbestätte Chaîne des Puys, dem Vulkangebiet im Regionalen Naturpark der Vulkane der Auvergne, willkommen hieß. Sie wurden in Cortina d’Ampezzo empfangen und auf den Giau-Pass und zu den Drei Zinnen begleitet, wo sie die geologische und landschaftliche Einzigartigkeit der Dolomiten hautnah erleben konnten. Die Stätte der Chaîne des Puys wurde 2018 auf der Grundlage des Kriteriums VIII in das Welterbe eingetragen, und die Delegation wollte verstehen, wie das Aufnahmeverfahren der Dolomiten strukturiert war, die neben dem Kriterium VIII Geologie, auch für das Kriterium VII Landschaft eingetragen wurden. Das Interesse galt insbesondere der Gemeinsamen Führungsstrategie und der Organisation der Dolomiten Stiftung UNESCO. Die Einzigartigkeit der Dolomiten aus geologischer und landschaftlicher Sicht wurde von Prof. Cesare Lasen für den wissenschaftlichen Ausschuss und den wissenschaftlichen Beratern Prof. Piero Gianolla und Arch. Cesare Micheletti veranschaulicht. Die französische Delegation war sichtlich beeindruckt von der Quantität und Qualität der in den letzten Jahren von der Stiftung Dolomiten UNESCO durchgeführten Projekte.