Ein kleines Reptil erobert den Archipel

Es war ein Erdreptil. Und bereits diese Tatsache ist auffallend, wenn man bedenkt, dass es in der Zeit des höchsten Anstiegs des Meeresspiegels, vor 245 Millionen Jahren, lebte. Wir sprechen von der jüngsten Überraschung, die uns das fossile Erbe der Dolomiten beschert: ein versteinerter Skelettrest eines Eusaurophargis dalsassoi, der auf dem Piz da Peres in den Pragser Dolomiten gefunden wurde. Ein kleines Exemplar, dessen stämmige Struktur, in ausgewachsenem Zustand, etwa fünfzig Zentimeter erreicht hätte. Aber auch so, jung und mit einem unvollständigen Skelett, weiß es eine interessante Geschichte von sich zu erzählen.

Die Entdeckung

Seine Entdeckung fand vor einigen Jahren statt. Nun wurde der Fund von einer Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Silvio Renesto von der Universität Insubrien (Varese) analysiert, zu welcher Evelyn Kustatscher vom Naturmuseum Südtirol, und Piero Gianolla vom Institut für Physik und Geowissenschaften der Universität Ferrara gehören. Das Ergebnis der Forschung wurde in der italienischen Fachzeitschrift für Paläontologie und Stratigraphie RIPS veröffentlicht. Der Artikel hebt hervor, dass die bisher wichtigsten Informationen zu dieser Art von jenen Funden herrührten, die am Monte San Giorgio (südlich des Kantons Tessin, nahe der Grenze zur Provinz Varese), in der Nähe von Davos und in den Niederlanden gefunden worden waren.

Wie gelangte das Reptil in die Dolomiten?

Eben diese unterschiedlichen Standorte des Reptils sind besonders interessant. Wir baten Prof. Piero Gianolla, der auch wissenschaftlicher Berater der Stiftung Dolomiten UNESCO ist, um eine Erklärung. „Wir sprechen von einem Festlandreptil, und selbst das ist bereits eine unerwartete Erkenntnis, weil ja die Inseln – in der Zeit des Höchststandes des Meeresspiegels – sehr weit voneinander entfernt lagen. Wir wissen jedoch, dass Verschiebungen zwischen Inseln auch einfach durch Flutwellen erfolgen können, wenn Bäume mit den darauf befindlichen Reptilien ins Meer gespült werden. Es kann daher sein, dass eines von tausend Lebewesen so auf einer anderen Insel landete. Genauso ist es aber auch möglich, dass die Migration über Land erfolgte.“ Die Forschung, unterstreicht Prof. Renesto, bestätigt eine auffällige Verwandtschaft zwischen den Tierwelten, die um die italienisch-schweizerischen Becken und auf den kleinen Inseln im Dolomitengebiet lebten. Es handelt sich auch um das erste Erdreptil, das in der Buchenstein-Formation gefunden wurde: ein zusätzlicher Beweis für den außergewöhnlichen Wert der Dolomiten, unter anderem im Hinblick auf die Untersuchung von Lebensformen, die die Erde vor Hunderten von Millionen Jahren bevölkerten.