Ein abstecher in das Museum „Vittorino Cazzetta” in Selva di Cadore

Zum Netzwerk der Dolomiten UNESCO gehören 33 Museen, die für die Erhaltung und die Verbreitung des Bewusstseins für die historischen, natürlichen, landschaftlichen, geologischen, kulturanthropologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Besonderheiten dieses riesigen Territoriums von wesentlicher Bedeutung sind. Unsere Museen und das, was sie uns über die Dolomiten und über deren heutige und frühere Bevölkerung erzählen, sind von unschätzbarer Bedeutung für den aktiven Schutz des Weltnaturerbes der UNESCO. Wir beginnen heute eine lange Reise, in deren Verlauf wir jedes unserer 33 Museen kennenlernen werden. Die heutige Reise führt uns in ein Museum, das eine der sensationellsten paläoanthropologischen Entdeckungen beherbergt, die je in den Dolomitentälern gemacht wurde: das Museum Vittorino Cazzetta in Selva di Cadore in der Provinz Belluno.

VALMO, 7500 JAHRE … UND ES GIBT NOCH VIEL ZU SAGEN

„Große Entdeckungen beruhen oft auf dem richtigen Mix von Intuition, Durchhaltevermögen und Kompetenz“: Das schreibt Sergio Sommacal in seinem Werk “Appuntamento con il destino nella grotta del Piz del Corvo”, von dem ein Textausschnitt auch auf der Website del Museeums www.museoselvadicadore.it veröffentlicht wurde. Schon seit jeher kam es in der Val Fiorentina immer wieder zu interessanten Funden wie jener der Dinosaurierspuren auf dem Pelmetto, der von Vittorino Cazzetta gemacht wurde und für lange Zeit ein Geheimnis blieb. Mitte der 80er Jahre fiel Ermengildo Riva (der heutige Präsident des Vereins der Freunde des Museums) eine Publikation über die mesolithische Besiedlung der Dolomiten in die Hände. Cazzetta sah das Buch und erinnerte sich an seine Jugendzeit, als er auf der Hochebene Mondeval de Sora das Vieh hütete. Er war sicher, unter einem großen Felsen Gegenstände entdeckt zu haben, die jenen auf den im Buch veröffentlichten Abbildungen ähnelten. Im Frühjahr 1985 kehrte er auf das 2150 m hoch gelegene, zur Gemeinde San Vito di Cadore gehörende Hochplateau Mondeval de Sora zurück. Kurz daraufhin begannen unter der Leitung von Antonio Guerreschi, Professor für Paläoethnologie an der Universität Ferrara, Ausgrabungsarbeiten, die 1987 eine mesolithische Grabstätte ans Tageslicht brachten: man fand das Skelett eines Cro-Magnon-Jägers, der vor 7.500 Jahren gelebt hatte und zusammen mit zahlreichen Grabbeigaben in Rückenlage beigesetzt worden war. Das Skelett ist ausgezeichnet erhalten und auch heute noch Gegenstand zahlreicher Studien.

NICHT NUR VALMO … EIN MUSEUM WIRD ERNEUERT

Ein Besuch im Museum Cazzetta in Selva di Cadore gilt vor allem „Valmo“, wie der Mann von Mondeval heute genannt wird, und seinen Grabbeilagen. „Valmo“ wurde vor 31 Jahren, also noch bevor die Funde in der Val Rosna und auf dem Similaun gemacht wurden, entdeckt, und jeder Besucher ist sich seiner enormen wissenschaftlichen Bedeutung bewusst. Das Museum, dessen Führung die Gemeinde von Selva di Cadore im letzten Jahr dem Verein „Trame di Storia“ anvertraut hat, hält jedoch noch andere Überraschungen für seine Besucher bereit.

Sehenswert ist die geologische Abteilung; hier findet man die wichtigsten geo-paläontologischen und urgeschichtlichen Funde, um die Geschichte des Val Fiorentina nachzuvollziehen, unter anderem die paläovenetische Grabstele, die 1866 auf dem Monte Pore entdeckt wurde, und die Abdrücke der Felsinschriften des Monte Civetta, die die Grenze zwischen den römischen Municipia Bellunum (Belluno) und Iulium Carnicum (Zuglio Carnico) kennzeichneten.

“Zurzeit sind wir dabei, die Erweiterung der Ausstellungsräume abzuschließen“, so die Bürgermeisterin Silvia Cestaro. “Die Arbeiten betreffen vor allem das zweite Stockwerk, das den Zeitraum zwischen der Mittleren Steinzeit bis zum Beginn der Frühgeschichte umfasst. Hier werden nun auch vor kurzem restaurierte Fundstücke wie die römischen Münzen und die römische Fibel ausgestellt, die ebenfalls in der Ausgrabungsstätte von Mondeval gefunden wurden.“

„In der letzten Zeit wurde die Bedeutung der neolithischen Fundstelle von Mandriz erkannt, und so gehört auch sie nun zu den Höhepunkten der Ausstellung. Zudem wurde auch die Abteilung erweitert, in der wichtige Dokumente und Pergamente ausgestellt werden“, so die Bürgermeisterin.

Nicht zu vergessen sind auch die Abteilungen, die dem alpin-gotischen Stil und den Bergwerken von Fursil gewidmet sind. Am Ende des Museumsparcours gibt es noch eine Übersichtskarte der neun Teilgebiete des Weltnaturerbes und eine Fotoausstellung über das Teilgebiet Pelmo-Croda da Lago.

“Ich möchte all jenen danken, die die Arbeiten finanziell unterstützt haben“, so die Bürgermeisterin, “der Region Venetien, der Stiftung Cariverona, all jenen, die uns über den Art Bonus unterstützt haben, den Handwerkern, die die neue Einrichtung aufgebaut haben, und natürlich dem Verein „Trame di Storia“. Die Übernahme der Museumsleitung durch den Verein war ein großer organisatorischer Erfolg. Zu unserer Zufriedenheit sind auch die Besucherzahlen gestiegen; spürbar zugenommen hat unser internationales Publikum aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Slowenien, Russland und Japan.

VALMO UND ÖTZI: IM HERZEN DES LAGAZUOI

Zurzeit stehen der Mann vom Mondeval und Ötzi im Mittelpunkt einer Ausstellung mit dem Titel „Ötzi e Valmo: quando gli uomini incontrarono le Alpi” (Ötzi und Valmo: der Mensch und die Alpen); Ausstellungsort ist das neue Ausstellungsgebäude Lagazuoi Expo Dolomiti, das sich auf einer Meereshöhe von 2.778 auf dem Gipfel des Lagazuoi befindet. Zentrales Thema der Ausstellung sind die 2000 Jahre Zeitunterschied, die zwischen dem Mann aus dem Schnalstal und dem Jäger der Mondeval-Hochebene liegen, die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen, die die menschliche Besiedlung der Alpen erst ermöglichten und die Utensilien der Urzeitmenschen und ihre Techniken der Jagd und der Nahrungsbeschaffung.