Neue Entdeckungen und eine Einladung nach China

Die Dolomiten wurden aufgrund ihrer geologischen Bedeutung und ihrer landschaftlichen Ästhetik in die Liste des Welterbes aufgenommen, ihr außergewöhnlicher universeller Wert erstaunt immer wieder von neuem. So geschah es auch, als die Geologen des MUSE von Trient ein neues Mineral, das Fiemmeit, entdeckten. Einmal mehr tragen die Wissenschaften maßgeblich dazu bei, die Einzigartigkeit dieser Bergregion hervorzuheben und auch ihren internationalen Bekanntheitsgrad immer weiter zu steigern. In diesem Sinne beispielhaft ist ein Teilgebiet der Dolomiten, das aufgrund seines außergewöhnlichen geologischen Reichtums zu den neun von der UNESCO anerkannten Teilgebieten gezählt wird: der GEOPARC Bletterbach, dessen Verwalter zu einer Tagung über den Gebirgstourismus nach China eingeladen wurden.

NACH 203 JAHRE WIEDER EIN NEUES MINERAL ENTDECKT

Das neu entdeckte Mineral wurde nach seinem Fundort, dem Fleimstal im Trentino, benannt. Bis vor kurzem war das „Fiemmeit“ ein unbekanntes Mineral, bis die Trientner Forscher des MUSE es nicht identifiziert, beschrieben und katalogisiert hatten.

Der Geologe Paolo Ferretti erklärt, weshalb diese Entdeckung so besonders ist: „Bisher gibt es kaum mehr als 5000 wissenschaftlich beschriebene Mineralien; im Vergleich zu den mehreren Millionen Organismenarten sind das verschwindend wenige. Der Fund eines neuen Minerals ist daher ein viel selteneres Ereignis als die Entdeckung einer neuen Art. Tatsächlich wurde in den Dolomiten seit 1815 kein neues Mineral mehr entdeckt“. Und das in einem Berggebiet, das in diesen letzten 203 Jahren von zahlreichen Forschern durchkämmt wurde! Genau das macht die Entdeckung des neuen Minerals zu einem noch außergewöhnlicheren Ereignis.

Die Dolomiten erweisen sich immer öfter als einzigartig und die Wissenschaftler machen hier immer wieder neue und weitreichende Entdeckungen, was auch kürzlich durch die Entdeckung des Zusammenhanges zwischen den Klimaveränderungen und der Radiation der Dinosaurier bestätigt werden konnte.

Diesen weiteren wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Dolomiten leisteten die Wissenschaftler des MUSE Paolo Ferretti und Ivano Rocchetti zusammen mit ihren Kollegen Francesco Demartin und Italo Campostrini von der Universität Mailand. Eine wichtige Rolle bei der Entdeckung des neuen Minerals hatte jedoch auch der lokale Experte Stefano Dallabona vom Gruppo Mineralogico Fassa e Fiemme.

DIE GEOLOGISCHE EXZELLENZ IST AUCH IN CHINA VON INTERESSE

Nach der jüngsten Weltkonferenz der UNESCO-Geoparks, die in Madonna di Campiglio abgehalten und vom Naturpark Adamello Brenta Geopark organisiert wurde, gibt es eine weitere Bestätigung dafür, dass Umweltschutz und die Erhaltung der geologischen und landschaftlichen Werte maßgeblich zur Entwicklung eines umfassenderen, bewusster erlebten und nachhaltigeren touristischen Angebotes beitragen können. Diesmal steht der GEOPARC Bletterbach im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, dessen Vertreter zwischen dem 13. und dem 16. Oktober an der Internationalen Bergtourismus- und Outdoor-Sportkonferenz (MTOS) in Xingyi in der südchinesischen Provinz Guizhou teilgenommen haben. Bletterbach, das Geschichtebuch der Erde, ein offenes Buch über die geologische Schichtung der Dolomiten, stand auch hier im Mittelpunkt der internationalen Konferenz zum Bergtourismus. Die wissenschaftliche Bedeutung vieler Gebiete zieht immer häufiger ein touristisches Publikum an, das neben Erholung auch auf Qualität und kulturelle Sehenswürdigkeiten setzt. Zur italienischen Delegation, die an dem Treffen mit dem Titel „Enjoy high quality life and create harmony between man and nature” („Ein hochwertiges Leben genießen und Harmonie zwischen Mensch und Natur schaffen“) teilgenommen hat, gehörten auch Vertreter des transnationalen Geoparks der Karnischen Alpen und des Naturhistorischen Museums von Florenz. Der Geologe Werner Putzer stellte den Konferenzteilnehmern die Besonderheiten und die Organisation des GEOPARC Bletterbach vor und hob auch die jüngsten Fossilienfunde und die zentrale Bedeutung der UNESCO-Anerkennung hervor, die für den Aufbau eines Netzwerkes für die Zusammenarbeit zwischen allen neun Teilgebieten unerlässlich war. Prof. Dayong Jiang von der Universität Peking dankte den Vertretern des GEOPARCs Bletterbach für die guten Ratschläge, die in der Zukunft auch den Betreibern des Xingyi-Geoparks zugutekommen werden. Die internationale Zusammenarbeit ist von maßgeblicher Bedeutung, um neue Wege für die Aufwertung von Welterbestätten zu beschreiten und um neue gute Praktiken zu entwickeln, die es den Menschen vor Ort ermöglichen, die Vorteile der Unterschutzstellung auf nachhaltige Weise zu nutzen.