Die gute Nachricht bezüglich der Aufnahme der Kunst der Herstellung von Trockenmauern in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO hat zu einer oft unpassenden Verbindung mit dem Dolomitenerbe geführt, unter anderem auch deshalb, weil einige Dolomitengebiete antike, aber auch jüngere Beispiele dieser edlen Kunst beherbergen. Es ist wichtig zu wissen, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Welterben handelt, nicht allein in der Substanz, was offensichtlich ist, sondern auch in deren Form.
Materiell und immateriell
Das vom 26. November bis 1. Dezember 2018 auf den Mauritius-Inseln versammelte Komitee zum Schutz des immateriellen Kulturwelterbes hat die „Kunst der Trockenmauern“ anerkannt und somit positiv auf den Antrag reagiert, der von acht europäischen Ländern eingereicht wurde: Zypern, Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Slowenien, Spanien und der Schweiz. Der erste Aspekt, der hervorgehoben werden muss, betrifft die Eintragung als „immaterielles“ Kulturgut, als welches die Kunst der Herstellung von Trockenmauern bezeichnet wird. „Demgegenüber wurden die Dolomiten 2009 in die UNESCO-Liste als Weltnaturerbe aufgenommen, bestehend aus 9 Systemen, die von der Brentagruppe bis zu den Friulanischen Dolomiten und dem Oltre Piave ein Gebiet umfassen, das auf die Regionen Trentino-Südtirol, Venetien und Friaul-Julisch Venetien verteilt ist“, hält Marcella Morandini, Direktorin der Stiftung Dolomiten UNESCO, fest. „Bei den Trockenmauern verhält es sich anders. Die Kunst, Trockenmauern zu bauen (und nicht die physischen Mauern), wurde in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Diesen beiden Prozessen liegen also zwei völlig unterschiedliche Konventionen und Philosophien zugrunde.“
Nach Klärung dieser Unterschiede …
… sollte allerdings auch ein gemeinsames Merkmal unterstrichen werden. Unter den Gründen für die Anerkennung der Kunst des Trockenmauerbaues liest man: „Diese praktischen Kenntnisse wird in ländlichen Gemeinden bewahrt und weitergegeben, und sind tief in der Bevölkerung und in den Fachleuten des Baugewerbes verankert […]. Die entsprechenden Bauten zeugen von der harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Natur und spielen gleichzeitig eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Erdrutschen, Überschwemmungen und Lawinen, aber auch zur Bekämpfung der Bodenerosion und Versteppung.“ Eben diese harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur, die Pflege des Territoriums und der Landschaft, die in der Kunst des Trockenmauernbaus zum Ausdruck kommen, repräsentieren auch die Grundwerte für die Verwaltung und Erhaltung des gesamten, komplexen Naturerbes der Dolomiten.