Wie gestaltet sich die Zukunft des Tourismus in den Bergen?

Eine komplexe Frage, an der sich die Jugendlichen des Ausschusses Trentino-Südtirol des italienischen Jugendverbandes für die UNESCO bei ihrer ersten öffentlichen Veranstaltung gemessen haben.  Der Runde Tisch, an dem auch die Stiftung Dolomiten UNESCO teilnahm, wurde am 12. März online abgehalten. Wenn Sie sich das Video der Veranstaltung ansehen möchten, klicken Sie hier.

Im Mittelpunkt der Debatte stand ein wichtiges Thema: Übertourismus und seine Beziehung zum Territorium. Eine Problematik, die auch außerhalb der Dolomiten einen Nerv getroffen hat. Tatsächlich hat die Veranstaltung – die live auf Facebook auf der nationalen Seite des AIGU übertragen wurde – fast 6.000 Menschen erreicht und zu über 400 Interaktionen durch Nutzer aus ganz Italien angeregt.

„Das UNESCO-Welterbe Dolomiten ist eine äußerst weitläufige Stätte, die sich von den Brenta-Dolomiten bis zu den Friauler Dolomiten erstreckt. Sie umfasst ein Gebiet, das durch teils grundverschiedene Tourismusdynamiken mit inhomogenen, zuweilen diametral entgegengesetzten Strömen und Daten gekennzeichnet ist, die von Übertourismus in einigen Gebieten hin zu ausgesprochen geringen Besucherzahlen an anderen Orten reichen. Die Analyse des Status quo und die Überwachung sind daher grundlegende Instrumente, um die Dynamik der touristischen Besucherströme innerhalb der gesamten Stätte besser zu verstehen und zu steuern“, so die Überlegung des Präsidenten der Stiftung Dolomiten UNESCO Mario Tonina bei der Eröffnung des Runden Tisches. „Mit besonderem Bezug auf das Phänomen der Überbelegung hat die Stiftung 2019 eine Pilotstudie gestartet, deren Ziel es ist, zwei besonders sensible und stark frequentierte Gebiete des Welterbes Dolomiten eingehend zu untersuchen: das Pragser Tal und die Drei Zinnen. Die maximale Tragfähigkeit dieser beiden Zonen, die als Pilotgebiete untersucht wurden, steht im Mittelpunkt dieser innovativen Studie, mit der wir einen wichtigen Prozess zur Überwachung des Gebiets der Dolomiten eingeleitet haben. So können sich politische Entscheidungsträger ein genaues Bild von der Lage machen, und das hilft uns natürlich in der Entscheidungsphase.“ Mit diesen Worten läutete der Präsident die Arbeit ein.

Der erste Runde Tisch

Chiara Bocchio, Mitglied des nationalen Vorstands des AIGU, und Maddalena Povinelli, Mitglied des Ausschusses Trentino-Südtirol, haben den in zwei Tische gegliederten Runden Tisch eröffnet.

Die erste Gruppe widmete sich der Analyse und Darstellung des Kontextes. Die von Elisa Argenziano, regionale Korreferentin des Ausschusses AIGU Trentino-Südtirol, moderierte Debatte wurde animiert von Annibale Salsa, Anthropologe und Direktor der Schule für die Verwaltung des Territoriums und der Landschaft, der einen Weg zur Veränderung im Umgang mit dem territorialen Erbe der Berge aufzeigte, von Luigi Patuzzi, der die neuesten Studien zum Tourismus für die Stiftung Dolomiten UNESCO vorstellte, und von Elena Guella vom Dienst für nachhaltige Entwicklung der Autonomen Provinz Trient, die über Maßnahmen sowohl wissenschaftlicher als auch gesetzlicher Art sprach, mit denen sich ein Wandel hin zu einem bewussteren Erleben des Bergtourismus fördern lässt.

Der zweite Runde Tisch

Am zweiten Runden Tisch, der vom regionalen Korreferenten des Ausschusses AIGU Trentino-Südtirol Alessandro Tommasi moderiert wurde, nahm der Koordinator der Tourismusmanagementschule an der Trentino School of Management Alessandro Bazzanella teil, der seine Überlegungen zur Rolle der Jugendlichen zwischen Tourismuspolitik und Visionen darlegte. Auf den Beitrag vom Herrn Bazzanella folgte umgehend die Antwort vom Journalisten und Anthropologen Duccio Canestrini, der abwägte, wie sich die Berge mithilfe verschiedener Techniken, u. a. der Kommunikation, anderweitig vermarkten lassen. Zum Abschluss des Treffens schilderte Gottfried Nagler, Leiter des Naturparks Drei Zinnen der Autonomen Provinz Bozen, anhand des konkreten Beispiels seines Parks und der dort im Laufe der Jahre ergriffenen Maßnahmen, wie sich die Auswirkungen des Tourismus nachhaltiger gestalten lassen.

Schlussfolgerungen

Povinelli, Argenziano und Tommasi kam während der letzten Minuten des Treffens schließlich die Aufgabe zu, Schlussfolgerungen zu ziehen: Zwischen dem Recht auf Zugang und der Lenkung der Besucherströme muss ein Gleichgewicht gefunden werden, das die lokalen Gemeinschaften respektiert und gleichzeitig die Wirtschaft mit ins Boot holt – in einem nachhaltigeren und integrativen Tourismusansatz, der keine standardisierten Produkte verpackt. Um dem komplexen Thema auf den Grund zu gehen, wird die Jugend für die UNESCO in Zusammenarbeit mit den Partnern und den Gästen des Runden Tisches neue Veranstaltungen und Debatten organisieren, die auch auf die Möglichkeit vertrauen, sich bald wieder persönlich treffen zu können.

AIGU: Italienischer Jugendverband für die UNESCO

Die „Associazione Italiana Giovani per l’UNESCO“ wurde als Jugendausschuss der Nationalen Italienischen Kommission der UNESCO (CNI) mit dem Ziel gegründet, die Aktivitäten der CNI in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation zu unterstützen und ihre Projekte, Werte und Prioritäten durch die aktive Teilnahme der jüngeren Generationen und der Zivilgesellschaft an Initiativen und Veranstaltungen von nationaler Bedeutung zu fördern. Der italienische Jugendverband für die UNESCO besteht aus etwa 300 jungen Menschen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren, darunter Student(inn)en, Forscher(innen), Künstler(innen), Fachleute, Manager(innen) und Unternehmer(innen). Im Jahr 2018 wurde der Verein unter der Schirmherrschaft der CNI von der UNESCO offiziell als Mitglied der Verbände und Vereine für die UNESCO anerkannt.

Ph. Moreno Geremetta