Der Wunsch von Präsident Zannier: «Das Jahr 2024 möge ein Jahr der „Ernte“ sein»

Die Stiftung Dolomiten UNESCO widmete das Jahr 2023 der Arbeit an den laufenden Projekten und der Organisation der Roadmap für künftige Aktivitäten und insbesondere an jenen Projekten, die unter die Finanzierung des Grenzgemeinden-Fonds fallen, und zwar dank des Projekts „BILDUNG VON FÄHIGKEITEN UND KOMPETENZEN. Stärkung des sozialen und territorialen Kapitals des Dolomiten Welterbes (WHS) für eine dauerhafte und nachhaltige Entwicklung der lokalen Gemeinschaften“.

Im Mittelpunkt steht wie immer der Austausch von Strategien und Maßnahmen zwischen den verschiedenen Gebieten der Dolomiten zum Schutz des außergewöhnlichen universellen Wertes des Gutes und zur Förderung konzentrierter Lösungen für wichtige Fragen wie die Steuerung der Touristenströme, die Auswirkungen großer Ereignisse und die Anpassung an die Klimakrise.

In diesem kurzen Interview gibt Stefano Zannier, Präsident der Stiftung Dolomiten UNESCO und Assessor für Agrar-, Ernährungs-, Forst-, Wald- und Fischereiressourcen der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien, einen Ausblick auf das Jahr 2024.

Vallata di Giaf, Dolomiti Friulane. Ph. Luciano Gaudenzio

Vallata di Giaf, Dolomiti Friulane. Ph. Luciano Gaudenzio

Präsident, vor einem Jahr haben Sie die Leitung der Stiftung Dolomiten UNESCO übernommen und dabei zwei Schlüsselwörter hervorgehoben: Austausch und Pragmatismus. Welche Bilanz können Sie nun, ein Jahr später, ziehen?

„Das Jahr 2023 ist von genau diesem Ansatz geprägt: einerseits von der ständigen Suche nach einem Austausch, der die Besonderheiten der verschiedenen Gebiete, die dieses außergewöhnliche und komplexe Mosaik des Dolomiten Welterbes bilden, nicht auslöscht, sondern aufwertet, und andererseits vom Pragmatismus bei der Festlegung der Aktionsbereiche, um den Schutz des Gutes zu gewährleisten.

Möglich war dies dank der offenen und freimütigen Diskussion innerhalb des Verwaltungsrats, der Arbeit der von den verschiedenen Provinzen und Regionen koordinierten Netzwerke und dem ständigen Engagement der Mitarbeiter am Sitz der Stiftung in Cortina d’Ampezzo. Ich möchte nicht nur die zahlreichen durchgeführten und in Planung befindlichen Projekte hervorheben (zu denen wir Sie auf den Artikel über die Versammlung der Fördermitglieder verweisen – Anm. d. Red.), sondern auch das wertvolle Gefüge institutioneller Beziehungen und des Austauschs auf nationaler und internationaler Ebene, in dessen Rahmen wir – und das freut mich – oft als Best Practice für die Verwaltung einer Welterbestätte erwähnt werden.“

Die Verwaltung eines seriellen Guts ist jedoch äußerst komplex, und die einzelnen Gebiete, die im Verwaltungsrat vertreten sind, können sehr unterschiedliche Positionen einnehmen; ganz abgesehen davon, dass es dieselben institutionellen Akteure sind, die dann auf politischer Ebene strategische Entscheidungen in ihren einzelnen Gebieten treffen müssen …

„Dass es komplex ist, steht außer Frage. Aber genau darin besteht die Herausforderung. Die neun Teilgebiete der Dolomiten zum Beispiel gehören zu Tälern, die durch unterschiedliche Modelle der touristischen Entwicklung gekennzeichnet sind: Während in einigen Fällen eine Begrenzung der Ströme erforderlich ist, wird bei anderen eine Diversifizierung angestrebt. Aber wir dürfen nicht vergessen, was sie gemeinsam haben: den außergewöhnlichen universellen Wert.

Das Gemeinsame kann also nur eine Verwaltung sein, die nicht nur die politische, sondern auch die technisch-administrative, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ebene einbezieht: Man muss nur einen Blick auf den Aktionsplan (oder die neue Website) werfen, um zu erkennen, wie sehr die Tätigkeit der Stiftung Dolomiten UNESCO auf dem Konzept des „Vernetzens“ beruht.“

2023 war auch das Jahr des zweiten Periodic Report, der von der Welterbekonvention für die Selbstbewertung der Erhaltung und Verwaltung des Gutes gefordert wird. Können Sie uns die wichtigsten Punkte kurz zusammenfassen?

„Der erste kritische Faktor ist natürlich die Klimakrise, die die Landschaftsstruktur der Dolomiten verändert: Man denke nur an das Abschmelzen der Gletscher und den Anstieg der Waldgrenze.

Die Auswirkungen der Krise sind in den alpinen Gebieten besonders ausgeprägt, betreffen aber auch viele andere Naturerbestätten; ein noch spezifischeres Problem ist der Grad der Konzentration der Touristenströme in bestimmten Hotspots. Dabei handelt es sich nicht nur um ein quantitatives, sondern auch um ein qualitatives Problem, das an die Verantwortung und das Bewusstsein, mit denen das Dolomitengebiet besucht wird, appelliert. Dank Kampagnen wie #hüttenleben arbeitet die Stiftung Dolomiten UNESCO intensiv an der Synergie zum Thema der Vorsicht mit allen, die in den Bergen unterwegs sind, sowie an der Förderung alternativer Modelle wie dem Dolomites World Heritage Geotrail, der zu einer langsamen und bewussten Erkundung der geologischen Werte des Welterbes anregt.“

Und damit sind wir beim Wunsch für das Jahr 2024 angekommen …

„Anstatt eines Wunsches würde ich lieber eine Verpflichtung eingehen. Im Jahr 2024 werden wir an den Themen arbeiten, die sich aus dem Periodic Report ergeben haben – möglichst mit der Beteiligung der lokalen Gemeinschaften, denn es reicht es nicht aus, die Weichen auf der Ebene der Absichten zu stellen. Vielmehr müssen wir die Verwaltungen, die Vereine sowie das wirtschaftliche und soziale Gefüge einbeziehen: Wir alle müssen uns für die Werte mitverantwortlich fühlen, die es dem Gebiet ermöglicht haben, in die Welterbeliste aufgenommen zu werden.

Wenn wir wissen, wie das geht, wird 2024 ein Jahr der „Ernte“ sein, in dem die Bedeutung der provinz- und regionsübergreifenden Zusammenarbeit zur Erhaltung des außergewöhnlichen universellen Wertes der Dolomiten noch deutlicher werden wird.“