Werte der Landschaft

Die Faszination der Komplexität

Ein charakteristischer Aspekt der Dolomiten, der zu ihrem Kultstatus beigetragen hat, ist auch die Komplexität ihrer Landschaft. Es gibt wiederkehrende visuelle Elemente, die in den Augen und in der Vorstellung des Betrachters immer wieder anders kombiniert werden. Nimmt man eine Karte oder ein Satellitenbild des Gebiets zur Hand, so fällt als erstes die äußerst komplizierte Topografie auf: Man kann leicht zahlreiche isolierte Berggruppen erkennen, zwischen denen sich tiefe Einschnitte mit mehr oder weniger dicht besiedelten Talsohlen abwechseln.

Wenn man hingegen zwischen diesen Gebirgsgruppen spazieren geht, wird man die ungewöhnliche Vielfalt der Formen bemerken, die sie sowohl vertikal (Zinnen, Zinken, Türme, Felsnadeln, Zähne …) als auch horizontal (Felsbänder, Vorsprünge, Glacis und Hochebenen …) kennzeichnen. Schon in den Legenden wurden diese Gipfel zu Schlössern, aber die Assoziation mit architektonischen Werken fand ihre jüngste Ausformulierung mit Le Corbusier, der sie als „les plus belles constructions du monde“ bezeichnete. Schließlich trifft man in den Dolomiten auf außergewöhnliche Farbkontraste, die sich aus dem Farbenreichtum der Vegetation und der Felsen ergeben. Dies ist beispielsweise die einzige Region der Welt, in der helle Dolomitgesteine mit dunklen vulkanoklastischen Gesteinen verbunden sind.

Der große landschaftliche Wert der Dolomiten, der in der Vorstellung derjenigen, die sie zumindest einmal gesehen haben, so stark verankert ist, hat dazu geführt, dass der Name auch auf andere Orte in der Welt übertragen wurde: So gibt es „Dolomiten“ auch in Frankreich (Dolomites Francaises), in Österreich (Lienzer Dolomiten, Salzburger Dolomiten), in der Schweiz (Unterengadiner Dolomiten), in Italien (Dolomiti Lucane, Dolomiti Siciliane), in Norwegen (Porsangerdolomitt) und in Slowenien (Polhograjski Dolomiti).

Paesaggio del Catinaccio